Eine wahre Weihnachtsgeschichte aus meiner Praxis

In dieser echten Weihnachtsgeschichte, die ich im Jahr 2022 in meiner Praxis erleben durfte, geht es um den Sinn des Lebens und wie sich dieser trotz größtem Kummer erfüllen kann.

Letztes Jahr, am 22. Dezember, klingelte ein ca. 70 Jahre alter Mann an meiner Praxistür, der gerade von seiner Frau verlassen worden war. Ich öffnete ihm die Tür und sah sofort, dass es ihm nicht gut ging. Er sprach auch gleich aus, worum es ihm ging:

„Können Sie mir bitte helfen, einen Sinn in meinem Leben zu entdecken. Ich finde keinen. Und wenn Sie keine Antwort haben, dann gibt es für mich keinen Weg weiter“.

Mein „professionelles Ohr“ ging sofort auf die Einstellung: Hohes Suizidalitätsrisiko! Beruflich bin ich dazu verpflichtet, Hilfe zu leisten – und menschlich fühle ich dies sowieso!

Eigentlich hatte ich keine Zeit, 2 Tage vor Heiligabend, in der Praxis waren die letzten Gespräche beendet, meine große Familie stand schon in der Tür und ohnehin war alles schon so viel.

Wir sprachen 3 Stunden miteinander. Ich hörte einfach nur zu und gab ihm den Raum, den er brauchte. Der Mann äußerte anschließend den Wunsch, am nächsten Abend noch einmal kommen zu dürfen. Es sei noch etwas offen für ihn. Dieses Mal leitete ich das Gespräch mehr und wir gingen chronologisch Stationen seines Lebens durch.

Nach 2 Stunden fragte ich ihn, ob ihm etwas auffalle. Er schaute mich verwundert an. Nein, sagte er traurig. Dann entstand eine Pause. Auch für diese gab ich ihm allen Raum. Auf einmal fing er an zu strahlen und wurde positiv aufgeregt: „Ja, doch, mir fällt in der Tat was auf! Ich habe immer einen Sinn in meinem Leben gehabt, von Anfang an! Diesen Sinn habe ich meinen Lebensabschnitten selbst beigefügt. Der Sinn kam niemals durch die äußere Situation, sondern nur durch mich selbst! Zum Beispiel als ich meinen Sohn alleine aufzog. Da war für mich der Sinn, durchzuhalten, die Existenz zu sichern, ihm eine Zukunft zu ermöglichen. Oder im Beruf, dem ich den Sinn gab, für meine Mitarbeiter ein guter Chef zu sein.”

„Ich hab´s endlich“, sagte er, stand auf, gab mir die Hand, bedankte sich sehr herzlich und ging aus der Türe heraus mit den Worten: „Der Sinn meines Lebens besteht ab heute darin, mich um mich selbst zu kümmern. Ich freue mich auf Weihnachten und werde mir im kommenden Jahr ein kleines Boot kaufen, mir diesen Traum erfüllen.“

Ein halbes Jahr später schrieb er mir per Mail, er habe sein Boot und meine Familie und ich seien jederzeit herzlich willkommen für eine Bootstour an der Nordsee.

Was macht für Sie Sinn? Welchen Sinn sind Sie bereit Ihrem Leben zu geben?

Frohe Weihnachten, genießen Sie das Leben und die Zeit!!!

Ihre Dr. Bianca Preuß

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